Schwarzwaldhaus1902 Kaltwasserhof Münstertal

Architektur

Windschnittiges Schwarzwaldhaus

Das auffallendste Merkmal des hölzernen Schwarzwaldhauses ist das heruntergezogene Dach. Als so genanntes "Einhaus" vereint es Menschen,Tiere und das Erntegut unter einem Dach. Fast immer gibt es einen Gemüsegarten, kleinere Nebengebäude und einen kleinen Weiher.


 

Wenn Bäume vor dem Haus stehen, werden die Spitzenwerte des Winddrucks gedämpft und es können Sturmschäden vermieden werden. Im 19. Jahrhundert wurden die Walmdächer häufig durch Giebel ersetzt, was zu einer wesentlich höheren Windbelastung führte und eine Verstärkung der Dachstühle erforderlich machte. Auch das Bemühen, die Arbeit zu erleichten, bestimmte in hohem Maße die Architektur der Schwarzwaldhäuser.


 

Deshalb ist jeder Hof so konstruiert, dass der Bauer über eine Erdrampe oder einen Steg in den Dachraum des Hauses einfahren kann. So kann das Heu mit geringem Kraftaufwand direkt zum Füttern in den Stall abgeworfen werden. Im Winter werden Küche und Stube zum Zentrum des Schwarzwaldhofes, denn es sind die beiden einzigen beheizbaren Räume. Auch der Kachelofen der Stube wird von der Küche aus befeuert. Über dem Ofen befindet sich eine kleine Bodenklappe, durch die etwas warme Luft in die Schlafkammer im ersten Stock ziehen kann.


 

Den rauen klimatischen Bedingungen ist das Schwarzwaldhaus hervorragend angepasst. Die Schmalseite des Daches ist der Wetterseite zugewandt, um dem Wind möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Wie windschnittig die alten Schwarzwaldbauem ihre Hausdächer tatsächlich konstruiert haben, bewiesen Versuche im Porsche-Windkanal. Mit bis zu 120 Kilometern pro Stunde pfeift der Wind über das Schwarzwaldhaus-Modell im Maßstab von 1:50 - ein immenser Druck auf das Walmdach.


 

Die Ausstattung der Räume ist spartanisch. In der Stube gibt es gerade einen Tisch und fest an der Außenwand installierte Holzbänke. Die Stube ist Ess- und Wohnzimmer und dient im Winter vor allem der Hausarbeit. Das typische Schwarzwaldhaus hatte keinen Kamin. Im tonnenförmig gewölbten Rauchfang der Küche sammelt sich der Rauch von Stubenofen und Herd. Hier kühlt er ab und streicht über die zum Räuchern aufgehängten Fleischvorräte.


 

Als warme Heizungsabluft steigt er durch einen Holzschacht in das Dachgeschoss auf, wo er sich im gesamten Raum verteilt, das Heu vor Bakterienbefall schützt und das Gebälk des Dachstuhls imprägniert. Die Stallfeuchtigkeit steigt durch die Ritzen der Decke und den Heuabwurf in den Dachraum auf. Dort wird sie von der warmen, trockenen Raumluft aufgenommen. So kann die Feuchtigkeit nicht kondensieren und dringt mit dem Rauch durch das Dach aus Holzschindeln nach außen - dank der Schornsteinlosen Heizung.


 

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