Grußwort Dr. Ismail Boro
Marianne Boro
Ismail Boro
Reya
Sera
Akay
Schwarzwaldhaus1902 Kaltwasserhof Münstertal

Negatives

Hundert Tage Einsamkeit

Die medizinische Versorgung habe man bald in Anspruch nehmen müssen. Der Vater hatte einen Leistenbruch, die Mutter im Winter eine Blasenentzündung, Tochter Reya eine Sehnenscheidenentzündung, und Sohn Akay zog sich eine Blutvergiftung zu. Doch auch in anderer Hinsicht wischen die Boros von den Voraussetzungen des Jahres 1902 ab. "An einer Stelle des Films wurde gesagt, wir würden falsch sitzen", sagte Ismail Boro zum Thema bäuerliche Hierarchie. "Natürlich wussten wir, dass der Bauer an der Stirnseite sitzen muss. Aber da haben wir uns alle mit Händen und Füßen gewehrt, weil: Das sind wir nicht! Und das sollte auch thematisiert werden, das sollte auch gezeigt werden, dass eine Familie aus dem Jahr 2001 nicht so existieren kann wie eine Familie aus dem Jahr 1902."


 

Da steht also Marianne Hege- Boro, normalerweise Heilpraktikerin von Beruf, in einer kratzigen Wollweste vor dem Herd und verzieht das Gesicht. Im Topf köchelt Pansen. Stinkt offenbar. Für die Hunde", sagt Marianne Boro. Ich hätte ja lieber Frolic gefüttert..." Ihr Mann Ismail, Werkstoffwissenschaftler, hätte wohl lieber einen Rasenmäher. Er müht sich auf der Wiese vor dem Haus mit der Sense ab: „Jeder Muskel tut mir weh." Schnitt Kuhstall. Die Töchter der beiden, Reya, 18, und Sera, 15 drücken unbeholfen am Euter einer Kuh herum. Sie tragen Kopftücher und lange grobe Leinenröcke. Wieder Schnitt. Sohn Akay sucht das Hühnergehege nach Eiern ab. Vergebens.


 

Weitaus schlimmer trifft die Familie aber eine ganz andere Sache. Die Sache mit Barney. In dem Handbuch, das die Familie als einziges Hilfsmittel zu Rate ziehen darf, steht lapidar, dass das Schwein täglich für ein paar Stunden vom Stall in das Außengehege gebracht werden muss. Gerade 20 Meter sind es vom Stall zur Kremme, doch diese kurze Distanz wird zur Bühne eines Tierdramas, das die Boros über Wochen hinweg nervenaufreibend in Atem halten wird. Denn Schwein Bamey begreift nicht, was mit ihm geschieht: Ob es vom Stall zum Auslauf, oder vom Auslauf zurück zum Fresstrog gebracht wird -jedes Mal glaubt das Schwein, es ginge zur Schlachtbank. Dementsprechend panisch setzt es sich zur Wehr.

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